Mineralöl-Kohlenwasserstoffe

Im Zuge des Recyclingprozesses von Altpapier gelangen „Mineral Oil Hydrocarbons“ (MOH) aus Zeitungsdruckfarben und anderen Quellen in Kartonagen. Diese Recyclingkartons werden genutzt um Lebensmittel zu verpacken und können dabei Mineralölkomponenten an das Lebensmittel abgeben. Weitere Quellen können der mineralölhaltige Druck auf der Verpackung an sich sein und Kontaminationen während der Herstellung des Lebensmittels.

 

Die Vermeidung der MOH Kontamination aus Recyclingkartonagen kann durch verschiedene Wege erfolgen. Zum einen ist es möglich durch funktionelle Barrieren (Innenbeutel, Coatings) die Migration bis zu einem Minimum zu reduzieren. Zum anderen kann durch die Verwendung von anderen Materialien der Eintrag von karton-assoziierten MOH von Beginn an ausgeschlossen werden.

 

MOSH

 

„Mineral Oil Saturated Hydrocarbons“ – kurz MOSH – sind Mineralölkomponenten. Es handelt sich um ein komplexes Gemisch aus gesättigten Kohlenwasserstoffe, die von offenkettiger oder naphthenischer Struktur sein können.

 

Toxikologisch gesehen sind diese Verbindungen problematisch, da sie nicht nur eine Belastung für den menschlichen Körper darstellen, sondern auch in bestimmten Geweben akkumulieren können. Die Größenordnung kann bis zu 10 g pro Person erreichen. Der relevante Molmassenbereich beträgt ca. 230-500 Da und entspricht einer Kettenlänge von C16-35.

 

Die EFSA stufte die MOSH als potenziell besorgniserregend ein. Ein TDI wurde auf Grund einer unsicheren Datenlage nicht festgelegt. Das BfR, allen voran die Bedarfsgegenstände-Kommission, ging einen Schritt weiter und hat folgende Empfehlungen für Lebensmittel festgelegt:

 

MOSH, Kettenlänge C10-16:     12 mg pro kg Lebensmittel

MOSH, Kettenlänge C17-20:       4 mg pro kg Lebensmittel

MOSH structures according to EFSA (2012)

 

MOAH

 

„Mineral Oil Aromatic Hydrocarbons“ – kurz MOAH – sind ebenfalls Mineralöl-komponenten analog zu den MOSH. Im Gegensatz dazu sind diese Verbindungen jedoch ein Gemisch aus hochalkylierten Aromaten mit mindestens einem aromatischen Ringsystem.

 

Einige Verbindungen dieser Gruppe stehen im Verdacht krebserregend zu sein ähnlich wie die polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK). Die EFSA hat ebenfalls Bedenken angeführt und darauf verwiesen, dass im Moment keine sichere Aufnahmedosis für MOAH festgelegt werden kann.

 

MOAH structures according to EFSA (2012)

Synthetische Kohlenwasserstoffe

Die Herstellung von ´Polymeren führt gemeinhin zu einer breiten Molmassenverteilung der Syntheseprodukte. Niedermolekulare Substanzen sind daher fähig von der Polymermatrix heraus zu diffundieren. Bei einer Verwendung als Lebensmittelkontaktmaterial spricht man von unerwünschter Migration. Diese synthetischen Kohlenwasserstoffe können während der Mineralöl-Analytik miterfasst bzw. als MOSH/MOAH fehlinterpretiert werden.

 

Polyolefin-Oligomere

 

Die meistgenutzten Polymere für Lebensmittelverpackungen sind Polyolefine. In der Vergangenheit wurde gezeigt, dass „Polyolefin Oligomeric Hydrocarbons“ (POH) von der Verpackung ins Lebensmittel migrieren. Diese Substanzen setzten sich aus „Polyolefin Oligomeric Saturated Hydrocarbons“ (POSH) und „Polyolefin Oligomeric Monounsaturated Hydrocarbons“ (POMH) zusammen.

 

Ein toxikologische Bewertung dieser Oligomere liegt bis dato nicht vor, wobei aller Voraussicht nach nicht von einer akuten Gefährdung des Konsumenten ausgegangen werden darf.

 

Tackifier-Oligomere

 

Verschiedene Harze basierend auf Kohlenwasserstoffen kommen als Tackfier in Klebstoffen zum Einsatz. Bei der Verwendung von Heißklebern (Hotmelts) in Kartonfaltschachteln konnte in Studien gezeigt werden, dass gesättigte und aromatische Kohlenwasserstoffe über die Gasphase vom Hotmelt auf das verpackte Lebensmittel migrieren. Die Hauptkontaminationsquelle dieser synthetischen Kohlenwasserstoffe innerhalb der Hotmelt-Rezeptur waren die Kohlenwasserstoff-Harze.

 

Hydrierte KW-Harze („Petroleum Hydrocarbon Resins, hydrogenated“) werden in der Verordnung (EU) 10/2011 als unbedenklich eingestuft (FCM Nr. 97, kein SML).

 

 

Kontakt:

 

+49 221 16869377

 

info@mosh-moah.de

 

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